Vorbemerkung: Dieser Kommentar wurde vor der Coronakrise geschrieben, zumindest bevor die Coronakrise alle anderen Probleme relativiert hat. Für die Zeit nach der Krise, die hoffentlich bald kommt, zählt dann auch wieder die eigentliche Überschrift:
GEHT. MEHR. ESSEN.
Ein Kommentar von Markus Hemmerich
Dieser Donner hallt immer noch nach. Als Anfang März der renommierteste aller Gastroführer, der Guide Michelin, erschienen ist, bebte die Gastroszene in Südbaden und auch die am Kaiserstuhl.
Man musste befürchten, dass der kleine Vulkan auszubrechen drohte. Was war passiert? Nichts weniger als das Ende einer Legende. Der „Schwarze Adler“, eine Institution der gehobenen Küche, hat seinen Stern im Michelinführer verloren. Nach fast 50 Jahren. Und da fragen wir uns schon: „Was treibt diese Tester an, was haben die auf dem Teller
gehabt? Oder viel besser: was haben die im Kopf?
Schließlich ist der „Adler“ eine Institution und die Reaktionen auf den Sternewegfall fielen entsprechend aus: Zum Bespiel empörte sich auch Tim Raue, der ja unzweifelhaft zur Spitze der deutschen Köche zählt, in einem Beitrag in der Welt über den Sterneentzug. „Ich bin noch nie enttäuscht worden, wenn ich bei den Kellers war“ schreibt Raue in dem Text, der unter der Überschrift „Eine Liebeserklärung an den Schwarzen Adler“ veröffentlicht wurde. Und wie erwähnt, Raue weiß wovon er spricht. Der 1974 geborene Berliner hat die deutsche Spitzengastronomie neu definiert und sich als einziger der wenigen deutschen Köche auch international einen Namen gemacht. Sein Restaurant hat zwei Sterne und 19,5 Gault&Millau Punkte.
Kurzum: Wir schließen uns Raue an und pfeifen drauf ob der Schwarze Adler einen Stern hat oder nicht. Und wir hoffen inständig, dass die Kellers bei Ihrer Ankündigung bleiben, nichts am Konzept zu ändern. Schließlich ist es genau das, was man will, wenn man dort einkehrt: Traditionelle, französisch-geprägte Hochküche. Keine Überraschungen, kein Schnick-Schnack, sondern allerbeste Qualität, tolle Gastgeber und die vielleicht beste Weinkarte, die es geben kann. In einem Ambiente, das so liebevoll altbacken ist, dass man sich einfach wohlfühlen muss.
Wer sich dennoch am Führer mit dem roten Einband orientieren will, der ist am Kaiserstuhl ja nun auch nicht auf verlorenem Posten. Denn da ist ja noch Thomas Merkle, der in Endingen „Merkles Restaurant“ betreibt, das seit zehn Jahren mit dem Michelinstern ausgezeichnet ist. Aus Merkles Küche kommen echte Geschmacksoffenbarungen auf den Teller: Wären wir die Tester, hätten wir Merkle wohl schon lange doppelt besternt. Aber wie gesagt – eigentlich brauchen wir diesen Sternequatsch nicht. Denn es gibt ja nur zwei Kategorien nach denen man Essen beurteilen kann: schmeckt oder schmeckt nicht.
In der ersten Kategorie gibt es neben dem nun nicht mehr Sternerestaurant Schwarzer Adler und dem besternten Merkles Restaurant aber noch viele, beinahe unzählige Lokale, die einen Besuch wert sind. Einzelne zu nennen, fällt hier wirklich schwer, denn man würde immer mehr weglassen als aufzählen können. Unser Tipp: Gehen Sie einfach oft Essen! Das hat gleich mehrere Effekte: Erstens schmeckts, zweitens machts einfach Spaß und drittens unterstützen Sie die Gastronomen. Denn was wäre der Kaiserstuhl ohne das Essen und den Wein? Ein ziemlich trauriger Landstrich!