Benjamin Bohn ist Bürgermeister von Vogtsburg im Kaiserstuhl. Auch für seine Gemeinde und ihn persönlich hat sich in Zeiten von Corona vieles geändert. Ein salli-Gespräch über den etwas anderen Frühling am Kaiserstuhl, die Arbeit in der Verwaltung und persönliche Einschnitte.
Was sehen Sie, wenn Sie derzeit aus dem Fenster schauen?
Auch mir geht es so, wie beschrieben: Der Frühling hält Einzug, die Sonne scheint, die Temperaturen sind fast schon sommerlich und die Tage werden wieder länger. Eigentlich eine perfekte Voraussetzung für sportliche oder genussvolle Aktivitäten in Vogtsburg oder der gesamten Region. Und eigentlich müsste und sollte es nur so wimmeln von Touristen und Feriengästen, die ihren Frühlings- oder Osterurlaub bei uns verbringen. Aber leider spüren wir gerade in diesem Bereich, dass der Tourismus, so wie viele andere Bereiche auch, aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen auf null heruntergefahren wurde.
Wie hat sich die Arbeit in der Verwaltung seit dem Ausbruch von Corona verändert?
Natürlich hat sich seit dem Corona-Ausbruch auch die Arbeit in der Verwaltung verändert. So haben wir das Rathaus seit geraumer Zeit für den Publikumsverkehr geschlossen und darum gebeten, Anfragen oder Anliegen telefonisch oder elektronisch vorzutragen, damit wir nachvollziehen können, wer sich im Laufe des Tages im Verwaltungsgebäude aufgehalten hat. Damit wollen wir die Mitarbeitenden und die Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen schützen.
Außerdem haben wir einen Schichtbetrieb in der Verwaltung und allen städtischen Ver- und Entsorgungseinrichtungen wie zum Beispiel in der Kläranlage eingeführt, damit im Falle einer Infektion leichter ausgeschlossen werden kann, wer mit wem in Kontakt war und damit eine dauerhafte Besetzung gewährleistet ist.
Bürgermeister wie Sie haben meist einen vollen Terminkalender und sind von einem Treffen zum nächsten unterwegs. Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsalltag derzeit? Nutzen Sie Techniken wie Videokonferenzen?
Durch die Corona-Pandemie hat sich der tägliche Arbeitsablauf natürlich stark verändert. Mit dem Ziel Sozialkontakte zu vermeiden, haben sich Abstimmungen und Gespräche fast ausschließlich auf das Telefon und den E-Mail-Verkehr verlagert. Ab und an, wenn dies technisch auf beiden Seiten machbar ist, wird eine Videokonferenz genutzt, um Themen zu besprechen oder auch in größerer Runde abzustimmen. Und anstelle von Sitzungen in Gremien versuchen wir Beschlüsse im Umlaufverfahren und durch elektronische Abstimmung zu fassen.
Weniger Themen und Projekte sind es jedoch nicht geworden, im Gegenteil: durch die Corona-Pandemie ist ein neues zeitintensives Thema dazu gekommen, dass Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens hat und auch nachhaltig haben wird. Dies gilt im Großen, wie auch im ganz Kleinen und in unserer Gemeinde.
Wie gehen Sie ganz persönlich mit der Krise um? Reduzieren Sie Ihre Sozialkontakte im Privaten? Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Auch persönlich halte ich mich selbstverständlich an die Vorgaben des Landes zur Eindämmung des Coronavirus und habe meine Sozialkontakte stark reduziert. Diese beschränken sich auf den Kreis der Kernfamilie oder eben auf Kontakte, die im täglichen beruflichen Alltag dringend erforderlich sind.
Außerdem versuche ich, so gut es geht, die heimische Gastronomie und Weinwirtschaft durch die Nutzung der angebotenen Abholservices zu unterstützen. Es ist ein tolles Angebot und der große Zuspruch dafür, ist ein Zeichen von großer Solidarität in unseren Stadtteilen. Das kann uns und jedem Betroffenen nur Mut machen!
Ansonsten beschränke ich mich in der wenigen Freizeit auf kurze Spaziergänge durch den Rheinwald oder die Reben.
Was fehlt Ihnen derzeit am meisten?
Mir fehlt in der aktuellen Situation die Unbeschwertheit und Freude von vielen, denen ich sonst in unserer Gemeinde begegne. Viele fragen sich aktuell, wie es weiter gehen kann, und das ist eine sehr belastende Situation für unsere ganze Gemeinschaft. Mir fehlt es aktuell aber auch an notwendiger Zeit für unsere sonstigen kommunalpolitischen Themen, da sich momentan viele Fragestellungen ausschließlich mit der Bewältigung der Corona-Pandemie und ihren Folgen beschäftigen. Und mir fehlt aktuell leider auch die Vorfreude auf viele schöne Veranstaltungen in unseren Vogtsburger Stadtteilen, die leider abgesagt werden mussten. Die Vorfreude ist umso größer darauf, wenn diese schwierige Herausforderung endlich geschafft ist.
Und wenn alles einmal vorbei ist, was machen Sie als erstes?
Ich hoffe für alle Betroffenen in den unterschiedlichen Bereichen, dass die aktuell geltenden Beschränkungen bald wieder gelockert werden. Ich befürchte jedoch, dass es ein „alles ist vorbei“ in den kommenden Monaten nicht geben wird. Ich freue mich jedoch darauf, wenn wir bald wieder gemeinsam in Vogtsburg unbeschwert feiern und mit einem Gläschen Wein anstoßen können, mit dem Wissen: „Gemeinsam haben wir diese Krise geschafft!“
Herr Bohn, vielen Dank für dieses Gespräch!